„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!“ – Seins hörte mit 59 auf. Sein Wahlspruch, niemals ausgesprochen, Englisch war nicht so seins, wäre „Live fast die young“ gewesen. Als naiver und sehr neugieriger junger Mann, der Elektriker gelernt hatte, der Blockflöte, Klarinette und Gitarre spielte, hatte er das Glück, als 17jähriger bei der Band mitspielen zu dürfen, die später zur DDR-Legende wurde. RENFT. RENFT – oder auch die KLAUS-RENFT-COMBO – spielte damals in der Nachtbar „Intermezzo“ in Leipzig. Abend für Abend. Und weil das für seine kleinbürgerlichen Eltern eine verruchte Nachtbar war, holte ihn der besorgte und strenge Papa abends um zehn Uhr wieder ab.
Er war ja unschuldige 17. Dann spielte der andere Gitarrist weiter bis zum Nachtbarschluss, der, den Klaus Renft für seinen „Neuzugang“ gekündigt hatte. Peter trank damals nur Limonade, war in die bereits berühmte Christiane Ufholz verliebt, die das aber ignorierte, und wusste noch nicht, wer er war und was er werden würde.
Zunächst musste er noch zur Nationalen Volksarmee. Standort Eisenach. Dort schrieb er Liebesgedichte und spielte Gitarre. Und gewann einen 3000-Meter-Regimentslauf. „Irgendwann werde ich mal etwas ganz Großes tun“. Dieser RENFT-Song war noch nicht geschrieben und getextet. Peter Cäsar Gläser kehrte mit dem späteren RENFT-Schlagzeuger Jochen Hohl im „Gepäck“, den er bei der Armee kennenlernte, nach anderthalb Jahren zur Band zurück. Jetzt erst begann seine kurze und heftige Karriere als der „Cäsar“ von RENFT. Sie währte vom ersten Hit „Wer die Rose ehrt“ bis zum 22. September 1975. Da wurde die Band RENFT verboten. Seltsamerweise ist der 22. September das spätere Geburtsdatum unseres Sohnes Moritz.
Ich sah Peter das erste Mal im „Haus Leipzig“ in Leipzig auf der Bühne. Ich war dort mit meinem damaligen Freund, der auch Gitarre spielte und auch Lieder machte. Und vor allem Texte. Er sagte zu mir: „Achte auf den Gitarristen! Das ist Cäsar!“ Und sah mich an, als hätte er mir soeben die Weltformel offenbart. – Ich, die ich mich für Rockmusiker Null interessierte, schaute notgedrungen auf den Gitarristen, auf Cäsar. Dass wir später mal 25 Jahre mit allen Höhen und Tiefen verheiratet sein würden, kam mir nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Neben Lebenserfahrungen und Frauen lernte Peter bei RENFT auch das kennen, was einen Rocker ständig begleitet: König Alkohol. Andere Drogen, außer Zigaretten, die er auch reichlich rauchte, gab es zu dieser Zeit nicht. Und er lebte schnell, trank sich fast um den Verstand, machte mit 28 den ersten Alkohol-Entzug. Da war ich dann schon dabei. Die Alkohol-Krankheit begleitete und überschattete sein Leben bis zum Schluss. „Wenn Du noch eine Chance bekämst, was würdest Du anders machen?“ – Das fragte ich ihn kurz vor seinem Tod. Er antwortete: „Ich würde versuchen, nicht mehr so viel zu lügen. Andere nicht mehr belügen und auch mich selbst nicht.“ Er bekam keine zweite Chance. Heute wäre er 68 geworden.