23. Jul 2020

Aus meinem sporadischen Tagebuch – Eintrag vom 23. Juli 2018 – eine Woche vor meinem Umzug nach Magdeburg

Sitzen und schlängeln zwischen Kisten und Kasten. Überall Überflüssiges, von dem ich mich irgendwie nicht trennen kann. Ich hasse es, dass ich so aufheberisch bin. Ich entzerre große in einander gekettete Schnurkonvolute und weiß am Ende, da brauch ich nichts davon. Oder doch? Großer Topf – wegschmeißen? Hab ich den jemals benutzt? Oder vielleicht am Ende neu kaufen? Unmengen von Tellern, die keiner will. „Die waren mal teuer!“ Man, Umziehen ist echt kein Zuckerschlecken. Umziehen ist die Hölle. Ist ja nicht das erste Mal. Aber dieses Mal erscheint es mir wie die Strafe für meinen jahrelangen Kaufrausch. Da sind Klamotten dabei, die kenne ich gar nicht, die haben noch ein Preisschild. Da sind Akten von vor hundert Jahren. Die Rentenbescheide von Peter Gläser. Und die Arbeitsamtsunterlagen von kurz nach unserer Ausreise. Wie war ich dünn damals. Seh ich am Passbild von der Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR. Und dazu hunderttausend Duschbäder, Mascara, Lippenstifte und so Zeug. Parfüme – gefühlt 80. Kann man das alles wegschmeißen? Werfe ich gerade fünfzehn Jahre Leben weg? Ja. Das tue ich.


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