„Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn“…mit heißem Bemühn geturnt auf dem Trampolin, dazu RTL-explosiv und RTL-exclusiv studiert, Lenny Kravitz‘ zwischen den Beinen geplatzter Hose und deren herunterhängendem Innenleben medizinisch interessiert zugesehen, dabei immer noch Trampolin, ein Wiedersehen mit Lena Meyer-Landruth (hieß die so), dazwischen zwanzig Roller mit dem Sixpack-Trainer (Sixpack soll ein „definierter“ Bauch sein, für alle, die das nicht wissen), Lena hat früher geweint, wenn jemand bei „Gute Zeiten. Schlechte Zeiten“ gestorben ist. „Da war ich fünfzehn“. Jetzt ist sie 24. Wie die Zeit vergeht. Auch für Mathieu Carrière. Den hab ich auch studiert, während er in ein Glas pinkelte, um hernach durchaus erstaunliche Dinge von sich zu geben, wie „das ist hier Unterhaltung“ oder „mir ist egal, was die Leute von mir denken“ (recht hat er) und dann noch eine vierzehnjährige Israelin auf dem Laufsteg, ich dazu Trampolin, Trampolin, Sixpack, sie sehr dünn, kindlich fast, mit dem Gesicht von Claudia Schiffer, wenn so geschminkt, sehr cool, ausgerufen als das neue Gesicht von „Dior“, eine klassische vom Aschenputtel-zur-Millionärin-Karriere, weil sie arm war und die Mama geschieden und mit vier Jobs kaum in der Lage, die drei Kinder durchzubringen. Aber jetzt ist ja alles gut. „Mama, Du kannst den Job aufgeben!“ – ruft sie begeistert in ihr Handy. Wenn der Kinderschutzbund und noch so allerlei Menschenerziehungsberufene nicht protestieren würden (ein Kind auf dem Laufsteg!!! verträgt die kleine Kinderseele den Stress. Nein, natürlich nicht!). Nun ja, als sie arm war, hat das auch keinen interessiert. Bissel Neid ist immer dabei. Normal. Aber darüber spricht man ja nicht gern. Ich weiter Trampolin, Lücke zwischen den Beinen der Moderatorin studiert, sieht – rein medizinisch gesehen – aus wie ein Gerippe, aber ultramodern oder vielleicht jetzt schon nicht mehr, wie ich mir angelesen, -studiert, habe. Krönung: Eine goldene Kette gekauft. Muss auch mal sein. Das also mein Tag. Noch vierzig Roller mit dem Sixpack-Trainer. Die Nacht gehört der „Nachtprinzessin“ und das ist ein Krimi. Was sonst!
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Hast Du Depressionen, spiele mit den Karten, die Du hast. Und das – so gut es geht!
Wenn ich Depressionen habe, hab ich gar keine. Wenn ich Depressionen habe, gefällt mir die Welt nicht, so wie sie ist. Und ich gefalle mir nicht – in ihr. Das hat nicht viel zu bedeuten. Denn, wer bin ich schon! Muss mir die Welt gefallen? Ist die Welt für mich gemacht? Nein! Ist sie nicht. Sie ist, wie sie ist. Deshalb muss ich mit dem, was ich habe, in dieser Welt, weitermachen. Es ist, wie bei einem Kartenspiel, sagt meine kluge Freundin Frieda zu mir. Irgendwer hat mir die Karten zugeteilt. Und sie gefallen mir nicht. Ich kann sie hinwerfen. Oder ich kann sagen: Ok, hab ich eben diese Karten.
Ich mach was draus. Das ist vielleicht das Geheimnis eines irgendwie am Ende zufrieden gelebten Lebens: Die Karten neu mischen. Diese beschissenen Karten. Und – es könnte sein, wenn ich eben nur diese habe, dass ich trotzdem ein gutes Spiel spielen kann. Ein Spiel spielen. Vielleicht sollten wir dieses Leben als Spiel betrachten. Wie dieser Spieltheoretiker Varoufakis. Der hat jetzt erst einmal eine Reihe oder Rolle rückwärts geturnt. Kluger Spieltheoretiker. Mir geht es nicht um Banken oder Geld. Oder manchmal schon. Geld ist nicht unwichtig. Geld ist Energie. Varoufakis hat seine Guten schon im Kröpfchen. Ich kämpfe noch mit den schlechten – Karten.
Vielleicht sollte ich einen Nordhäuser Doppelkorn trinken und für eine Viertelstunde lustig herum scherzen. Ist doch alles nur ein Spiel. Ist doch nur Schnaps. Schnapsidee! Ich habe Depressionen. Mal wieder alles in den Sand gesetzt. Na und? Also nachdenken. Spielen. Wer hat das gesagt: Fallen, aufstehen, Krone aufrichten, weitergehen? Marlene Dietrich? Ich werde jetzt meine Haare waschen. Das wäre der erste Schritt zum „Krone aufrichten“. Der zweite wäre, sich neue Texte auszudenken. Auch, wenn partout nichts im Kopf ist. Nichts. Das Nichts beängstigt nicht nur mich. Sondern die Menschen an sich. Das Nichts ist todesähnlich. Das Nichts ist einfach nichts. Und das hält der Mensch im Kopf nicht aus. Ich auch nicht. Ich werfe meine bösen Karten in die Runde. Und siehe da. Der erste Lichtblick! Ich habe einen Traum! Das hat schon so manchem geholfen. – Schlechte Karten? Gibt es. Schlechtes Spiel? Auch. Aber wir haben es in der Hand.
Das Land meiner Wahl? Wie ich in der DDR einmal wählen ging
„Das Land meiner Wahl“ – sang eine DDR-Pop-Gruppe in den Achtzigern – damals in der DDR. Und sie meinten die DDR. Das hat mich ziemlich empört. Der Text war auch noch von Kurt Demmler, einem der Haupttexter der Gruppe „Renft“, die 1975 verboten wurde und in der mein Mann Peter Gläser Gitarrist und Sänger war. Das Land meiner Wahl? „Wer nur die Einzahl kennt, hat niemals gewählt“, dieser Gedanke des Dichters Andreas Reimann sprach mir eher aus der Seele und passte zu unserer Wirklichkeit. Denn wir hatten keine Wahl. Nur diese: Die Kandidaten der Nationalen Front.
Das waren Kandidaten der SED und der Blockparteien CDU, LDPD, NDPD und DBD, das war die „Demokratische“ Bauernpartei. Unsere Wahl war, diesen „Einheitsblock“ zu wählen – oder nicht. Also kam man in das Wahllokal und erhielt einen großen Zettel mit den „Kandidaten der Nationalen Front“ und man faltete den Zettel und warf ihn in die Urne. Das machten alle. Das war die Zustimmung.
Wie aber nicht zustimmen? Keiner wusste es genau. Ich hatte gehört, wenn man den Wahlzettel quer durchstreicht, würde das nur „ungültig“ bedeuten, aber kein NEIN. Also ging ich in den Achtzigern in mein Wahllokal und frage laut die missmutigen Wahlbeisitzer, die genauso aussahen, wie sie heute aussehen: „Was muss ich tun, wenn ich dagegen stimmen will?“ Alle erstarrten. „Da müssen Sie jeden Namen einzeln durchstreichen!“ – sagte jemand zaghaft. „Gut, haben Sie einen Kugelschreiber?“ – Man reichte mir einen. Es gab zwar eine Wahlkabine, aber ich ging nicht hinein. Weil da eben nie einer reinging. Nahm also meinen „Wahlvorschlag mit den Kandidaten der Nationalen Front“ und strich auf dem Tisch, an dem die Wahlbeisitzer saßen, vor ihren Augen jeden Namen einzeln durch. Dann warf ich den Zettel in die Urne und ging stolz erhobenen Hauptes hinaus.
Peter hingegen faltete den Zettel brav und warf ihn ein. Das bedeutete Zustimmung. Er machte sich Sorgen, dass mein Verhalten Folgen für uns haben könnte. Es hatte keine. Jedenfalls keine merkbaren. Ich glaube heute, wir waren zu bekannt. Offiziell gab es ja eine Wahlmöglichkeit: Ja oder Nein. Ich hatte eben mit Nein gestimmt. Das einzige war, dass ich zur Leipziger Messe im Hotel „Merkur“, in dem ich damals arbeitete, nicht mit den West-Hotelgästen in Kontakt kommen durfte. Das wurde elegant gelöst: Ich wurde zur „Sozialistischen Hilfe“ in die Wäscherei beordert. Ob es da einen Zusammenhang gegeben hat, habe ich nie herausbekommen.
Foto: Ersteller Illner/Bundesarchiv Bild 183-21044-0131, Leipzig, Herbstmesse 1953, Pavillon der Nationalen Front. – Das war später in den Achtzigern ein Veranstaltungsort der Leipziger Avantgarde, den wir NATO nannten.
Endlich die große Liebe – meine Hippie-Hochzeit an einem letzten Tag im September
Er war der Mann, den ich wirklich geliebt habe. So gut und so heftig ich das damals vermochte. Ich war rücksichtslos. Ich hätte mich gar nicht für ihn interessieren dürfen. Und sagte nicht: Geh nach Hause zu Deiner Frau, kümmere Dich um Deine Kinder! Ich tat das damals nicht. Weil ich ihn und nur ihn wollte. Wofür auch immer. Später hab ich mich oft gefragt: Warum glaubte ich so absolut und unentrinnbar, dass es dieser und immer wieder dieser sein muss? Es ist ein anderes Kapitel.
Eines Tages jedenfalls zog Peter zu mir, ein halbes Jahr später war er geschieden. Ja, das ging damals so schnell – in der DDR. Zwei Monate später beschlossen wir zu heiraten. Auch das ging schnell. Nach weiteren vier Wochen war es so weit. In einem Leipziger Standesamt standen wir ganz allein, ohne Trauzeugen, die brauchte man nicht, ohne Blumen, die wollten wir nicht. Auch zogen wir uns nichts Besonderes an, saßen einfach so im Flur des Standesamtes und warteten, bis wir „drankamen“. Neben uns eine große Hochzeitsgesellschaft, mit Braut und Schleier und Bräutigam und Zylinder. Und mit Blumenmädchen und viel Geschrei. Die kamen gar nicht auf die Idee, dass wir auch ein zu trauendes Paar sind. Die dachten, wir sitzen da still herum und warten auf irgend etwas anderes.
Irgendwann wurden wir aufgerufen und gingen ins „Heiligste“. Das Trauzimmer des Standesamtes Leipzig-Stötteritz. Die Standesbeamtin sah uns etwas befremdet an und hielt uns eine Art Aschenbecher hin. Was wollte sie damit? Sie wollte…“Die Ringe“. Wir hatten keine. Missbilligend stellte sie das Gefäß in die Ecke und fragte: Und die Gäste? Haben wir auch nicht. Mmh. Na gut. Dann fangen wir eben an. Als wir uns zur „Eheschließung“ anmeldeten, mussten wir Musik für den „großen Moment“ bestellen. Wir suchten auf einer Liste irgendwas von Bach aus. In einer Nische des Zimmers, hinter einem Holzperlenvorhang, saß ein älterer Herr und spielte das Gewünschte. Er fand das sicher genauso komisch wie wir, als die Standesbeamtin dennoch mit großer Geste begann, ihre Rede zu halten. Und als sie fertig war, als wir „Ja“ gesagt hatten, legte er wieder los, auf seiner Hammondorgel.
Die Ringzeremonie und die Kussaufforderung ließ sie, sichtlich aus dem Konzept gebracht, dann eben weg. Irgendwann lachte der Nischenpianist, wir lachten sowieso und verabschiedeten uns. Vielleicht lächelte auch sie, die Frau Beamtin, ich weiß es nicht mehr. Sie reichte uns das grüne Familienbuch, mein neuer Mann Peter griff es sich, schob es unter seine Jacke und – raus.
Ein bisschen Tradition bewahrten wir. Wir hatten einen Freund, der Fotografik an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte, zur Thomaskirche ans dortige Bachdenkmal bestellt. Wir fragten ihn lediglich, ob er uns fotografieren würde. Er kannte den Anlass nicht und hat ihn wahrscheinlich auch nicht erfahren. Zumindest nicht an diesem Tag.
Ich bin heute sehr froh, dass ich diese Bilder habe. Wie jung und wie schön wir waren! Und tatsächlich irgendwie glücklich. Niemand hat etwas gewusst. Diese Hochzeit war eine ganz und gar heimliche. Wir dachten, das sei eine richtige Hippiehochzeit. Lässig und cool. Wobei es das Wort cool noch nicht gab. Es war ein 30. September, die Sonne schien und wir gingen in die neue kubanische Kneipe, die gerade in der Nähe des Alten Marktes eröffnet hatte. Dort feierten wir ganz allein unsere Hochzeit. Später – im Mondschein – schlenderten wir lachend und Kuba-Rum-beschwipst nach Hause. Peter sagte zum Abschluss dieses denkwürdigen Tages: WENN DAS DIE RICHTIGE FRAU GLÄSER WÜSSTE! – ich sagte nichts. Mein Rumpelstilzchen war erst ein Vierteljahr geschieden.
Foto: Elisabeth und Peter Cäsar Gläser vor der Thomaskirche Leipzig.
Maskeraden – Diäten, Mode und so – Teil 3
Heute mal: „Und so“. „Und so“ ist alles, was keine Diät ist und keine Klamotten. Also Frisuren, Schminke, Parfüm. Hab ich was vergessen? Ja, natürlich. Cremes und Tinkturen. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Damals in den wilden Pubertätszeiten war ich von Pickeln geplagt. Ich traute mich morgens kaum, in den Spiegel zu schauen. Was hat Gott mir über Nacht schon wieder geschickt? Verheerendes natürlich. Wie so ein rotgelber Knoten ein Gesicht entstellt! Gut, es gab da Jungs in der Klasse, die waren rotgeschwollen und voller widerwärtiger Pickel und Mitesser. Ich – so als Mädchen – krankte schon an einem oder zweien dieser Dinger, die uns die unbeschwerten Tage der Jugend vergällten.
Also musste irgendetwas her. Schwefelpuder! Half aber nicht. Juckte und fiel runter. Penaten-Creme. Die im Osten irgendwie anders hieß, aber weiß war und dick auf den Knoten saß. Hässlich! Dann kam der Geheimtipp: Theaterschminke F 18. Kauf Dir Theaterschminke F 18! Niemals werde ich dieses Zauberwort in eine Welt ohne sichtbare Pickel vergessen. Es gab sie in kleinen Döschen und ich kaufte sie. Schmierte sie ins Gesicht und – siehe da – ich sah aus, wie die schönen Damen in den Illustrierten. Nur ganz nah ran gehen durfte keiner. Schön war ein wenig Dämmerung. Am allerbesten Barlicht! Gern hätte ich meine gesamte Jugendzeit in der Bar verbracht. Das rötliche Licht schluckte alle Flecken und machte aus mir eine Königin.
Theaterschminke F 18 tat es also. Verschaffte mir Linderung in meinem Schönheitsleiden und ich fühlte mich wesentlich besser. F 18 war der erste Baustein in meiner Schminkkarriere.
Nun zu den Augen. Wir wollten alle lange Wimpern und es hieß, die wachsen von Rizinusöl. Also in die Apotheke, Rizinusöl kaufen. Wimpern einpinseln. Es brannte und die Wimpern blieben so, wie sie waren. Wenn schon nicht mit sanfter Medizin, dann eben mit brachialen Methoden. Mascara gab es noch nicht im kleinen sozialistischen Land. Nur einen noch kleineren Kasten mit einem schwarzen Brocken, der bespuckt werden musste, um dann mit einem Bürstchen spärlich die Wimpern anzufärben. Länger wurden die dadurch nicht. Das Zeug hielt kein Tränchen aus und hatte keinen wirklichen Effekt.
Aber es gab Geheimtipp Nr. 2: Schwarze Schuhcreme. Schwarze Schuhcreme, dazu eine Zahnbürste. Und die Wimpern wurden lang, dick und – sie glänzten. Rochen vielleicht nicht so gut. Doch was roch damals gut, in der DDR? Wir hatten ja noch nicht einmal Deo. Ich kann mich erinnern, dass ich richtige Schuhcremeorgien an meinen Augen feierte. Dass ich einmal in einer „wichtigen“ Sitzung von Jugendfunktionären in der Schule saß, mit gefühlten Drei-Zentimeterwimpern. Alle starrten mich an. Ich war dreizehn. Roch nach Schuhcreme, war dick theatergeschminkt und hatte trotzdem alles Einsen in der Schule. Das passte natürlich nicht. Solche Mädchen mussten doch wenigstens dumm sein oder faul.
Tja, dazu trug ich ein Kopftuch wie Tippi Hedren. Fand ich damals super. Ich wollte meine Haare wachsen lassen und bekopftuchte den Übergang. Meine Pläne waren weitreichend. Ich wollte mindestens die Schönste der Stadt werden. Und arbeitete hart an diesem Ziel. Misstrauisch bekämpft von Eltern, Lehrern und der Mangelwirtschaft. Begeistert unterstützt von den Jungs, die meine Fortschritte beklatschten. Also: Theaterschminke F 18 und schwarze Schuhcreme waren meine Einlasstinkturen in die geheimnisvolle Welt der Frauen. Ich hatte noch einen langen Weg vor mir. Gottseidank wusste ich das nicht.
Foto: Ich mit 15 – rekonstruiert.
Blaue Ersatzflüssigkeit in Großmutterköpfen.
Manchmal fällt mir nichts ein. Gott sei Dank bin ich nicht allein damit. Immer schon bewundere ich diejenigen, die nicht wissen, wie sie ihren Schreibfluss stoppen können. Ihr Kopf muss so voller wertvoller Gedanken sein, dass sie unentwegt schreiben müssen. Mit Leib und Seele drücken sie ihre Tastaturen und entleeren ihre Köpfe. Ich bin leider oft leer – im Kopf. Nichts drin, außer Gedankenkino in Dauerschleife. Der Mitteilung nicht wert.
Klar, das ist ein alter Hut. Wir Schreiber denken unentwegt über dieses Problem nach. Was ist es, das wir den Lesenden in spe sagen könnten, dürfen, gar müssen. Ich muss leider nichts. Manchmal denke ich sehnsüchtig an Max Goldt. Der kann sogar die blaue Ersatzflüssigkeit aus der Tampon-Werbung zu Gold machen. Oft will ich mich unbändig zwingen, es ihm gleichzutun. Was bedeuten würde: Ich denke an irgendetwas und schreibe irgendetwas. Zum Beispiel könnt ich – so werbemäßig – an Ferrero Küsschen denken. An diese jungen Leute, die sie sich schenken, wenn sie ansonsten nichts mit einander anfangen können – bei ihren spontanen Partys. Ok, ist nur Werbung. Ist das, was junge Werber sich vorstellen, wenn sie ans süße Leben denken. Blaue Ersatzflüssigkeit kann man nicht kaufen, aber Ferrero Küsschen. Die ja.
Oder ich denke an Boris Becker, der einstmals, als er noch nicht so aussah, wie er jetzt aussieht, staunend rief: Bin ich schon drin? Was etwas anzüglich klang. Damals warb er fürs Internet, in dem „Drinzusein“ was Tolles war. Ersatzflüssigkeit, Boris und der nämliche Internetanbieter sind längst entschwunden. Ach, denk ich an meine gestrige Zugfahrt! Ich wollte einen Krimi lesen. Leider geht das nicht mehr, wenn man keine Ohrenschützer dabei hat – in modernen Zügen. Alle reden durcheinander. Oft nicht miteinander. Zum Beispiel diese Frau gestern: Zunächst führte sie ein Gespräch mit ihrem Handy. Es ging darum, dass sie ihre kranke Mutter besucht hatte. Sie erzählte ausführlich einer imaginären Person und uns – nicht Imaginären – von der Krankheit der Mutter, Schläuchen, Blut, Mut und „süßen“ Pflegern. Es klang sehr lieb, nur musste ich die Erzählung leider fünfmal hören. Nach dem ersten Gesprächspartner rief sie weitere an. Die Mutter-Besuch-Story variierte. Nach Anruf Nr. 3 hätte ich den Erzählpart übernehmen können, derweil der Krimi in meinem Schoß ungelesen herumlungerte. Umsonst.
Meine Augen wären zugefallen, hätte es nicht diese Gruppe Studenten gegeben, die, um mich gruppiert, Platz nahm. Alle schrieben Bewerbungen, über die sie sich lautstark austauschten. In ihre Laptops und Tablets. Immerhin sprachen sie kaum mit Handys. Ich finde, das ist ein Fortschritt, nachdem ich des Öfteren staunend in der U-Bahn nach Berlin-Friedrichshain als alte Dame ohne Smartphone in der Hand saß. Unter all den jungen Menschen, die in ihre Handys starrten, als gilt es das Leben. Wäre ein U-Bahn-Mord passiert, keiner dieser Smartphone-Bewohner hätte eine Zeugenaussage über die Mitfahrer machen können. Keiner sah nach rechts oder links. Nur nach vorn. Vorn ist das Handy-Licht.
Meine Zug-Studenten aber unterhielten sich über die Formeln ihres Baustudiums und über Dozenten, die sie nicht mochten. Untereinander. Sie saßen sich gegenüber und sie sangen laut ihre Lieblingshits und lobten gegenseitig ihre geistigen, körperlichen und anderen charmanten Vorzüge. Es ging ja um Bewerbungen.
Fast hätte ich glauben mögen, die alte Zeit bräche wieder an, hätten sie nicht von sich als „Studierende“ gesprochen, was bei mir immer wieder ein leichtes Sprach-Kotz-Gefühl erzeugt. Schwamm drüber. Sie nannten sich ja nur in ihren Bewerbungen „Studierende“, nicht in der Zugwirklichkeit. Ich dachte an „Damals“, als wir – noch als genderverschonte Studenten – Zug fuhren und uns – vermutlich ebenso lautstark – unterhielten. Ohne Handys, ohne Laptops. Nicht ahnend, was Generation 2.0 oder eine Energiesparlampe sein werden.
Nicht ahnend, dass wir alt werden. Ich stellte mir diese jungen schönen „Studierenden“ alt vor. Und überlegte, was sie dereinst an den ihnen nachfolgenden Generationen bedenklich finden könnten. Ich hatte auch Hoffnung. Als ich meine Reisetasche versuchte, aus dem Gepäckträger zu hieven, sprangen gleich drei junge Männer herbei und wollten unbedingt helfen. Später dachte ich ernüchtert: Oh, Du bist in deren Augen eine Großmutter! Das haben wir doch auch gemacht! Für Großmütter aufstehen, Großmüttern die Tasche tragen. Großmütter belächeln. Nur wussten wir nicht, dass die Großmütter uns auch belächelten. Manche Dinge ändern sich nicht. Das ist doch wunderbar. Und so beruhigend.
Foto: Ich – ca. 23 Jahre alt. Passbild. Rekonstruiert.
Mode, Diäten und so – Teil 2
Zieh doch mal den Bauch ein. Sagte mein Vater. Da war ich 13. Mach doch mal eine Diät. Sagte meine Mutter. Da war ich vierzehn. Damals tauschte sie sich per Brief immer mit ihrer Schwester aus – über die neuesten Abnehmstrategien. Die wohnte in Berlin und wusste Bescheid – über Wodka- und Bockwurstdiät, über Punkte-Diät und Kohlsuppenwochen. Ja, das gab es alles schon in der DDR. Man glaubt es kaum. Denken doch heute manche, dass wir eventuell nicht genug zu essen hatten. Stimmt nicht, wir hatten genug. Nur keine so große Auswahl.
Spätestens seit den sechziger Jahren begannen auch die DDR-Frauen, zunehmend dick zu werden. Die Lebensmittelmarken der Nachkriegszeit waren abgeschafft und man und frau aßen nach Herzenslust. Auch meine Mutter hatte in dieser Zeit wahrscheinlich ihr höchstes Gewicht. Dann aber ging es abwärts. Ich habe selten eine Frau kennengelernt, die so besessen vom Dünn-Sein war, wie meine Mutter. Tja, das färbt ab. Oder erzeugt das Gegenteil. Zwischen diesen Polen bewege ich mich. Immer noch.
Fett macht dick. Kuchen und Schokolade machen dick. Brot macht dick. Wasser macht dick. Butter macht dick. Kartoffelsalat macht dick. Dieses Leben macht einfach dick. So in etwa lauteten die Glaubenssätze neben moralischen Fingerzeigen, die mir die Mama einimpfte. Manche behaupten ihre Stellung noch heute in meinem Kopf. Oder wo sie auch hausen. Unvergessen ist die Zeremonie, mit der meine Mutter jedes Stück des von ihr heißgeliebten Kuchens aß. „Ach nein, Kuchen macht dick! Ich esse heute keinen.“ Zehn Minuten später: „Na gut, die Hälfte!“ Sie schnitt das Kuchenstück in der Mitte durch. Nach einer weiteren Viertelstunde: „Ach, ich nehme noch eine Hälfte!“ Sie schnitt die Hälfte in zwei Hälften. Und nahm eine davon. Dazwischen immer Laberlaberlaber. „Ach was soll’s, ich schneid‘ das nochmal durch!“ – Sie schnitt das verbliebene Bisschen noch einmal durch. Tja, am Ende dann schob sie auch den letzten Rest in ihren Mund. Und weg war er, der Kuchen. Unter Schmerzen gegessen. Die Strafe dafür war hart. 200 Gramm.
Sie stand unentwegt auf der Waage. Täglich mehrmals. „Warum müsst Ihr so dick sein!“ sagte sie vor ein paar Jahren zu mir. Und meinte mich und meine Schwester. „Vielleicht hättest Du Dir einen anderen Vater für Deine Kinder aussuchen sollen.“ Ich weiß nicht mehr, was sie antwortete, auf jeden Fall war sie beleidigt. Als sie nach dem Tod meines Vaters einen neuen Mann kennenlernte, ging die Abnehmorgie richtig los. Unvorsichtigerweise hatte der Neue ihr gestanden, dass er schmalhüftige Frauen liebe. Diese kommen aber in unserer Familie nicht vor. Doch meine Mutter, die alles, was sie einmal begann, obsessiv zu Ende führte, nahm den Kampf auf. Schmalhüftigkeit – das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schaffen!
Und sie schaffte es und errang kurz vor Ende ihres Lebens die heißersehnte Größe 36. „Ich hab die 36“. – Das sagte sie passend oder unpassend wie ein Mantra in jegliches Gespräch hinein, egal, worum es ging. Bauch weg. Hüften weg. Busen weg. Und dann mit knapp 80 bei H&M einkaufen gehen. Ich kann mich erinnern, als ich sie zu dieser Zeit besuchte, dass sie ein braunes elastisches Schlauchkleid trug, in dem sie tatsächlich wie ein umwickelter Besenstiehl aussah. „Na! Bin ich nicht schlank!“ – rief sie jedes Mal und drehte sich glücklich im Kreis. “ Ja, Mama, Du bist wirklich superschlank.“ Das größte Kompliment, das man ihr machen konnte. Das zweitgrößte: „Du siehst zwanzig Jahre jünger aus!“ Am besten beide auf einmal. Das machte sie seliger, als alles andere auf der Welt.
Als sie dann vergaß, wer ich bin, und am Ende gar, wer sie selber war, als sie vergaß, was 36 ist und dass jemand in ihrem Leben mal Schmalhüftige bevorzugte, als sie all das vergaß, hat sie für den Rest ihres Lebens nochmal so richtig „reingehauen“. Und schaffte es tatsächlich wieder hoch – zur Kleidergröße 44. Erst in dieser Zeit begriff ich, wie sehr sie Schokolade geliebt hat. Ja, sie war eine ganz Süße. Ich überschüttete sie bei allen Besuchen mit Pralinenschachteln. Und sie riss sie auf, als gilt es das Leben. Essen ist der Sex des Alters. Ist was dran!
Foto: Meine Mutter in der Blüte ihres Lebens. Ca. 38 Jahre alt.
Mode, Diäten und so
„Ich lese das immer, was Du da schreibst, auch wenn ich nichts kommentiere.“ Sagte kürzlich eine Freundin, die ich ein paar Jahre nicht gesehen hatte. „Was meinst Du denn? Was schreibe ich?“ – „Na, da im Internet schreibst Du doch immer so Zeug über Mode, Diäten und so.“
Aha. So kommt das also an? Klingt erst einmal niederschmetternd. Wollte ich über „Mode, Diäten und so“ schreiben? Eigentlich nicht! Eigentlich sagt es, vielleicht doch! Ich, die Mode- und Diätenkolumnistin? Eine Frauenzeitschrift kaufe mich ein! Ich lieferte jede Woche einen knackigen Beitrag, obwohl ich doch – eigentlich – über das Leben an sich, die Liebe, Politik und das große Ganze schreiben wollte. Wollte ich das? Mal scharf nachdenken. Doch, ich will schon, aber ich kann nicht. Der Rechercheaufwand ist mir zu groß. Die Angriffsfläche ebenfalls. Schuster bleib bei deinen Leisten, sagte meine Oma immer. Und ich überlegte jahrelang, was Leisten sind. An Schuhen.
Ich bleib bei meinen Leisten. Mode ist es nicht, liebste Freundin. Davon hatte ich noch nie viel Ahnung. Für Mode fehlt mir der entsprechende Body, wie das heute heißt. Mode für Mollige mag ich schon gar nicht. Eine meiner Schwiegermütter riet mir eines Tages, ich solle in einem Geschäft, das „Dick, aber schick“ heißt, meine nächste Hose kaufen. Da blieb mir der Mund offen und ich dachte an die nächste Diät. Und dass diese Schwiegermutter doch eine niederträchtige Schlange ist.
Niemals beträte ich freiwillig einen Laden, der „Dick, aber schick“ heißt. „Du musst zu Dir stehen! Nimm Dich an! Sei die, die Du bist!“ – säuseln meine esoterischen Freundinnen. Leider verriet mir keine, wie das geht. Sei mutig und entscheide: Nimmst Du die „Ku’damm-Boutique“ oder „Dick, aber schick“! – Natürlich die Ku’damm-Boutique, die ich schüchtern betrete und betreten die fünf Kleidungsstücke auf der ersten Stange ein wenig verschiebe.
Dann tritt mir eine große Blonde entgegen, schützt ihre Stange vor mir und sagt: „In Ihrer Größe haben wir nichts!“ – „Ich suche etwas für meine Nichte…, stammele ich. „Das sagen sie alle!“ – hat sie natürlich nicht gesagt, aber gedacht. Schnell fliehe ich in einen heißen Ku’damm-Nachmittag. Hinaus, hinaus! Ich überlege fieberhaft, ob ich doch mal einen Blick in „Dick, aber schick“ werfe. Vielleicht sind dort Verkäuferinnen, die meine Problemzonen mit Verständnis dezent verhüllen.
„Dick, aber schick“ beginnt mit 42. Eine Größe, die früher nicht im Dicken-Bereich angesiedelt war. Heute zieht ihr Besitz bereits die Exerzitien der Fitnesscenter nach sich, sollte frau nach dem Überschreiten von 36 bis 40 in der Zahl 42 nicht die Weltformel erkennen, sondern eben ein Problem. Dick, aber schick. Ab Größe 42. Aha.
Die blonde Verkäuferin, die vermutlich ihre Gewänder nicht im eigenen Laden kauft, taxiert mich. „Was suchen Sie denn?“ – „Ach, nichts Bestimmtes…“ – Ich stütze meine zitternden Arme an einer Hosenstange und denke: Schwarz! Schwarz macht schlank. – „Das Vollweib trägt Farbe!“- lese ich an der Wand. Die Hosen sind eine Regenbogenkaskade. Lila, gelbe, grüne, blaue, rote, rosa Hosen. Dazu Größe… ach, ich denk sie mir nur. Und wanke mit einer Grünblauen in die Umkleidekabine.
Sollte ich dereinst eine Boutique mein eigen nennen, werde ich all mein Kapital in eine Umkleidekabine investieren. Sie sei groß, nicht zu hell, mit bräunlichen Spiegeln, die schmeicheln, sie sei kühl und mit leiser Musik ausgestattet. Kein Schwitzen, kein lila Wasser-Leichen-Licht. Keine Enge. Kein Mord am letzten Rest des Frauen-Selbstbewusstseins! – Doch hier – bei „Dick, aber schick“ ist dieser Ort des Opfergangs in eine mittlere Depression noch vom alten Schlag. Ich ziehe die Hose über das rechte Bein und lass es sein. Vielleicht doch wieder eine Diät? Noch nicht einmal dafür hab ich Rezepte. „Du schreibst doch da über „Mode, Diäten und so“? – Ich muss nochmal nachdenken. Fortsetzung folgt.
Foto: „Ich halte Dich. Gott.“ Aufgenommen auf der Autobahn.
Das perfekte Mängelwesen. Ich.
Irgendwann sagte eine weise Freundin: Und Deine Eltern sitzen immer mit am Tisch. – Bedrohliches Szenario. Leider stimmt es. Sie sitzen nicht nur mit am Tisch. Sie schleichen sich in meine Träume. Sie sprechen durch mich. Liegen wie ein zäher Mehltau auf meinem Denken. Ab und an kann ich sie verscheuchen. Ab und an verhandle ich. Ab und an triumphieren sie noch. Vom Vater hab ich die Statur, vom Mütterchen keine Frohnatur. Vom Vater hab ich den Hang zum Perfektionismus. Von der Mutter auch. Ist es da ein Wunder, dass ich als permanentes Mängelwesen durch die Welt tappe? Dass ich Fingernägel kaue, dass ich bewegungsunfähig stundenlang herum grübele. Dass ich mich nicht aufraffen kann, wenigstens eine gute Köchin zu sein. Oder Bilder male – für die Nachwelt. Dass ich, wenn ich einen Auftrag bekomme, stets bis zum letzten Moment warte, um dann in harter Nachtarbeit die Frist nicht zu versäumen. Dass ich Fristen versäume. Dass ich Angst vor dem Briefkasten habe. Dass ich mich immer noch frage: Was kannst Du eigentlich wirklich? Warum bist Du nicht Ärztin oder Architektin geworden? Wie es der Vater wollte. Warum kennst Du die Muskeln nicht auf Latein? Und hast alle mathematischen Formeln vergessen. Warum bist Du nicht groß und blond? Und so dünn, wie Mama es wollte. Vom Vater hab ich die Statur. Und das schnelle Denken. Vom Mütterchen das hoffnungslose Basteln an weiblicher Raffinesse und den Optimismus, dass alles machbar ist. Den zähen Glauben an Romantik. Und den Hang, zu tief ins Glas zu schauen. Von beiden die Hoffnung auf eine wunderbare Welt, in der alle Menschen sich in den Armen liegen und glücklich sind. „Du kämpfst nicht!“ – warf mir meine Mutter noch in ihren späten Jahren vor. Das stimmt nicht, liebe Mutter. Ich kämpfe auf meine Art. Ich kämpfe um jeden Tag. Ich verdiene mein Geld selbst. Ich habe drei Kinder großgezogen. Nein, ich hab es nicht perfekt gemacht. Du leider auch nicht. Vielleicht habt Ihr Euch wiedergefunden. Da oben. Ihr naiven Glückssucher der Nachkriegszeit. Im Himmel soll alles leicht sein. Manchmal im Traum höre ich Eure Stimmen, die ich am Tag immer weniger erinnern kann. Manchmal verzeihe ich Euch. Manchmal auch mir. Ich bin schon lang erwachsen.
Foto: Spiegeleien – Ich.
Rocky rockt mein Unbewusstes.
Fahre ich Auto, kann es passieren, dass ich anhalten muss. Panikattacke. Relikt aus den Nuller-Jahren des neuen Jahrtausends. Ich hatte sie nicht nur im Auto, sondern überall. Jetzt nur noch im Auto. Jetzt selten. Jetzt fast gar nicht mehr. Aber heute. Heute fuhr ich meinen üblichen Weg zur Arbeit und hörte im Radio Frank Farians „Rocky“ von 1976. Von dem Farian, der so bekannte und skandalträchtige Gruppen wie Boney M. und Milli Vanilli gegründet hat. Und ab und an auch selbst sang. Zum Beispiel dieses „Rocky“.
Als ich es zum ersten Mal hörte, dachte ich, dass so etwas doch niemand ernst meinen könne. Was für ein Kitsch! Heute weiß ich: Es ist ernst gemeint. Heute bin ich milder. Ich kannte schon einige Leute, die bei „Rocky“ Tränen in den Augen hatten. Es ist so ähnlich wie bei Jonny Hills „Ruf Teddybär Eins-Vier“. Man könnte diese, auf ein paar Lebensweisheiten reduzierten Schlager Augen-Feuchtmacher wider Willen nennen. Vernunft oder Intelligenz haben keine Chance. Da werden irgendwelche archaischen Gefühle heraufgelockt. Umso älter ich werde, umso mehr. – Heute also „Rocky“. „Rocky“ im Autoradio. Ich musste ans Sterben denken. Kommt ja vor – in „Rocky“. Ich dachte wehmütig an all die Dinge, die schon vorbei sind und an das, was noch kommen mag. Wird es, wenn schon Überraschungen, auch ein paar gute geben? Werde ich es schaffen, aus dem Hamsterrad auszusteigen? Was mach ich, wenn ich alt bin? Werde ich überhaupt alt?
Mich erfasste eine Welle von Schmerz, ein taubes Gefühl im Kopf, die Hände zitterten und ich dachte, wie so oft, ich könne das Lenkrad nicht mehr halten. Panik. Durch „Rocky“?? Das kann nicht sein! Was ist aus Dir geworden, dass Du Dir von Frank Farian Gefühle diktieren lässt? Eine sentimentale Kuh? Ich hielt mein Lenkrad und dachte an die dunklen Mächte in mir. Die gnadenlos Erinnerungen hochholen und nicht fragen, ob ich sie will. Gibt es einen Ausweg? Klar. War doch nur eine Stimme und eine Stimmung. Radio aus. Weiterfahren.