24. Okt 2019

Letzte email Peter Gläser an Elisabeth Koeppe-Gläser

18. April 2008

Liebe Elsch,

nochmals vielen Dank für euren Besuch in Leipzig. Ich habe mich wirklich riesig gefreut. Dass der Abend so turbulent zugehen würde, war mir völlig klar. Ein richtiger Gläserabend im klassischen Stil. Da kracht es halt immer wieder mal. Jeder gegen jeden, vor allem auf die Mutter. Wäre der Abend anders verlaufen, wäre ich wahrscheinlich enttäuscht gewesen. Ich hoffe, auf der Rückfahrt wurde es dann langsam stiller.

Stand der Dinge:

Ich fühle mich wie nach einem Atomkrieg. Völlig erledigt und schlapp. Die letzten Tage in der Klinik hatte ich mir noch ordentliche Verbrennungen am Hals zugezogen. Nun bin ich schon zwei Wochen entlassen. Der Blutspiegel spielt verrückt, zum Glück aber nicht so, dass ich wieder in die Klinik muss. Ich habe immer mal zu wenig weiße Blutkörperchen. Die sind aber für den Heilungsvorgang wichtig, weil sie die Antikörper bilden, die sich dann auf Entzündungen etc. stürzen. Aber die ersten Erfolge stellen sich ein… Also ist der Körper schon wieder in der Lage, sich selbst zu reparieren. Nur meine Schleimhautentzündung hält sich hartnäckig. Dass sich das hinziehen wird, wurde mir schon angekündigt, also auch grüner Bereich. So lange muss ich mich aber noch über die Magensonde ernähren, denn schlucken kann ich nicht. Inzwischen meldet sich schon ab und zu sogar meine Stimmhaftigkeit zurück. Die körperlichen Kräfte waren gleich Null. Die einfachsten Sachen sind wie Schwerstarbeit. Ich schaffe gerade mal ein bis zwei Hunderunden am Tag. Aber weil die Hundeviecher so dankbar sind, das macht’s am Ende wieder leichter. Also, die Lebensgeister heben schon ab und zu den Finger und ermutigen mich zu neuen Taten.

Was ist mit Moritz?

Also macht euch keine größeren Sorgen. Es ist wohl normal, dass man nach der Therapie so durchhängt. Aber es geht bergauf. (…) Seid alle ganz lieb gegrüßt (…)

Dein Peter.

Gestern vor elf Jahren hat er den „Kampf“ aufgegeben.

Peter Cäsar Gläser      7.1.1949 – 23.10.2008

Foto: Peter Cäsar Gläser ca. 1985


Lesen Sie auch