Mein Sohn Robert Gläser ist – astrologisch gesehen – ein Dreifach-Schütze.
Kein leichtes Leben mit so viel Feuer. Sowohl für ihn, als auch für die anderen, die ihn umgeben. Ein schwer erziehbares Kind, hieß das in der DDR. Ein besonderes Kind – sage ich. So verweigerte er konsequent sozialistische Beschulung. Und widmete sich dem, was er für richtig hielt. Das hieß zu Beginn „Hexenschuss“, später „L’Attentat“, dann „Reininghaus“ und noch später „Cäsar und die Spieler“. Erst Schlagzeug (da bin ich ja nur hinten auf der Bühne!), dann Bass (besser, der hat nur vier Saiten), auch mal – und nunmehr verstärkt – Singen. Eine Botschaft haben. Videos drehen. Und das sehr gut. Am besten gefällt mir, wie er mit einer Axt durch die Karl-Marx-Allee läuft. Wer ihn kennt, weiß, dass das nicht bedrohlich enden kann. Der Song heißt: „Weißt Du, was Du bist?“ Großartig.
Robert suchte und sucht. Gründete Bands wie „De Buffdicks“, wie war das irre, und trat im roten Minirock auf, der auch mal beim „Springen“ auf der Bühne „Dinge freilegte“ (wow). Verrückt, dieses Kind. Unbezähmbar, unbezahlbar, unbeirrbar. – Was mir schnell auffiel, war sein ganz spezieller Humor. Als ich zu Beginn der Achtziger einmal ein neues sehr rotes Kleid erstand, führte ich es ihm vor, als er – als Zehnjähriger – in der Badewanne lag. Und ich fragte: Wie findest Du das? – Er: Naja, nicht schlecht, wenn Du mal zum Stierkampf gehen willst! – Als Zwölfjähriger konnte er alle in seiner Umgebung parodieren, so dass wir vor Lachen „ins Essen fielen“. Damals rieten wir ihm: Du musst Schauspieler werden! Doch war ihm das Auswendiglernen von Goethe-Texten für die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule zu langweilig, zu anstrengend oder eben – zu überflüssig. Er wollte doch viel lieber Musiker werden. In unserer Familie wurde man Musiker oder – nichts.
Oft habe ich mir Gedanken gemacht – über dieses ungewöhnliche Kind. Oft habe ich mir Sorgen gemacht. Egal – viele Jahre später schenkte er mir meine Enkelin Annamaria und – noch später – meinen Enkel Mio. Enkel sind für mich noch immer etwas Besonderes, während Robert das Vatersein früher weniger und heute sehr ernst nimmt. Er liebt seine Kinder und er liebt es, Kinder zu haben. Und er hat einen ausgeprägten Familiensinn, der mich ab und an sogar nervt. Immer an Weihnachten möchte er die Familie zusammenhalten und natürlich müssen alle dabei sein. In diesem Jahr wird das – wie im vergangenen Jahr – nicht gelingen. Auch unsere Familie zerstreut sich. Da ist man sich nicht grün wie ein Weihnachtsbaum. Da ist man nicht Corona-like, da ist der eine dort und der andere da. Wir sind einfach zu viele. Und genau am runden Geburtstag von Robert wechselt die bleierne Regierung in eine – nun ja – andere. Wir werden sehen. Wir – das Land. Wir – die Familie. Er – unser Robert – das Problemkind. Unser Robert – das Stehaufmännchen. Unser Robert – der Unentwegte. Unser Robert – der Mann wie ein Baum. Unser Robert – der immer den Humor behält. Unser Robert – der auch verzweifelt sein kann, aber man merkt es kaum. Unser Robert – der zum Unterhalter für Jung und Alt geboren ist. Unser Robert – der mit Kirsten endlich die Frau hat, die mit seinem ungestümen Wesen umgehen kann.
Was er uns alle gelehrt hat? Es gibt nichts Wichtigeres, als die Familie. Es ist egal, was Du tust, tu‘ es! Niederlagen gehören zum Leben. Wir können sie als Chance begreifen. Erfolg ist meist ein kurz währendes Glück. Dann geht es weiter. Glück ist fragil. Die Liebe ist ewig. – Robert ist ein Reisender, immer auf der Suche nach dem Glück und der Liebe.
Wir lieben Dich, Robert, ohne Dich wäre unsere Familie undenkbar. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein lieber Sohn! Herzlichen Glückwunsch unserem einzigartigen Robert!
P.S. Ich vergaß – Robert ist ein begnadeter Koch!
P.P.S Heute hat auch mein Enkel Tamino Geburtstag.
Foto: Robert (16)